Alles neu macht der Mai

Von Himmelfahrt bis Pfingsten sind so gut wie alle vorgezogenen Pflanzen in den Garten umgezogen. Artischocken, Paprika, Tomaten, Kürbisse, Gurken … gar nicht leicht zu finden. Dieses Jahr spielen wir nämlich den geheimen Zaubergarten. Wilde Blumen bleiben teils stehen, einige Reihen dürfen eventuell ganz ausruhen. Brennnessel und Beinwell säumen die Beetränder und werden, wenn sie uns über den Kopf wachsen, zu Dünger verarbeitet. Auf den ersten Blick sieht man ein buntes Chaos, auf den zweiten wachsen aber alle Nutzpflanzen wie in den letzten Jahren.

Das auffällig ordentliche Beet ist eine Forschungsfläche für das Projekt INCREASE. Wir helfen dabei, alte, regionale Bohnensorten genau zu beschreiben. Sie stammen von Bauernhöfen aus Peru, Italien, Spanien, Österreich und Deutschland und haben nicht einmal Namen. Die Informationen, die wir über diese uralten Sorten erfassen, werden in eine wissenschaftliche Datenbank genetischer Ressourcen eingehen.

Ein paar Tomaten- und Chilipflanzen tragen ein Fähnchen “Open Source Sorte”. Bei Open Source Seeds handelt es sich um eine Initiative gegen die Privatisierung von Pflanzensorten. Kurz gesagt sind es ganz normale Neuzüchtungen aus Deutschland und der Schweiz, die europäisches Klima gewohnt sind. Sie dürfen frei vermehrt und weitergegeben werden. Jede daraus durch Kreuzung und Selektion neu gezüchtete Sorte darf ebenfalls für immer frei vermehrt und weitergegeben werden. Denn es ist vertragsrechtlich ausgeschlossen, eine Weiterentwickling von OS-Pflanzen per Sorten- oder Patentrecht zu schützen. So sollen Nutzpflanzen wieder zu Kulturgut werden.

Nicht zuletzt hat der Mitmachgarten auch wieder Bienen. Ein Imker aus Hannover hat zwei Völker hier angesiedelt. Hin und wieder lädt er zu Imkereikursen ein. Wir sind so dankbar, dass wir noch mehr Wildblumen auf den verwunschenen Wunderbeeten stehen lassen.

Ein Tomatenbeet mit Schubkarre und Gießkanne
Die Nachtschatten sind aus den schattigen Wohnungen in die Sonne umgezogen.
Sunviva-Tomatenpflanze
Sunviva ist die bekannteste Open-Source-Sorte.
In alte Sorten aus aller Welt steckt viel landwirtschaftliches Potenzial, wenn sie erst komplett beschrieben sind.
Ein Marienkäfer setzte sich auf die Inkagurke, bevor sie überhaupt eingepflanzt war.
Fische und ein Frosch im Teich.